Gustav Meyrinks Feder entströmt eine außergewöhnliche Prosa, die mit facettenreichem und sehr phantasievollem Ausdruck gesegnet ist. Innerhalb der Reihe „Phantastische Geschichten“ präsentieren sich irrationale, ambivalente, groteske Situationen, Handlungen und Charaktere im Gewand der Alltäglichkeit, so dass eine fast greifbare Spannung entsteht, die sich als Nerven kitzelnder, Bewusstsein stimulierender und Fantasie anregender transzendentaler literarischer Zustand entpuppt, innerhalb dessen man gemütliche Stunden des Genusses erleben bzw. verstreichen lassen kann. „Der Kardinal Napellus“ berichtet von einer okkulten Mönchs-Gilde, deren Mitglieder in Erwartung einer über 2000jährigen Prophezeiung einer geheimen Tradition frönen. Sie pflegen eine bestimmte Pflanzenart nach strengem Ritus und düngen dieses Gewächs mit ihrem eigenen Blut, denn nur unter diesen Bedingungen offenbart dies heilige Naturprodukt seinen Genießern die Geheimnisse der wahren vollendeten Existenz. Der abtrünnige Hieronymus Radspieller klärt seine Zuhörer über diesen mysteriösen Glaubensorden auf, den er glücklicherweise hinter sich ließ, doch plötzlich wird seine geläutertes Verständnis mit einem unglaublichen Umstand aus der Realität konfrontiert... „JH Obereits Besuch bei den Zeitegeln“ gibt Kunde von einem Mann, dem am Grab seines Großvaters die vier Buchstaben V, I, V, O in Kombination mit einem widersprüchlichen Satz auffallen und welchen dieser Umstand so fesselt, dass er als eine Art Friedhofs-Tourist beginnt nach Gräbern in ganz Europa zu suchen, die den identischen Buchstaben- und Schriftzug aufweisen. Dabei wird er fündig und lernt einen Unsterblichen kennen, der sogar seinen Großvater, aber auch Napoleon und andere historische Figuren persönlich kannte, und welcher ihn in das Geheimnis des ewigen Lebens einweiht – nun beginnt die eigentliche Suche....
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